Bayer-Hauptverwaltung

Modernste Bürotechnik für die Mitarbeiter und ein würdiger Rahmen für die Direktion: Beim Bau der Bayer-Hauptverwaltung zwischen 1906 und 1912/13 gelang eine Synthese aus konservativer Formensprache in der Architektur und opulenter Gestaltung der Innenräume. Generaldirektor Carl Duisberg, der in seiner Denkschrift von 1895 bereits sein Konzept für die gesamte Werksanlage vorgelegt hatte, gab auch beim Bau der Hauptverwaltung entscheidende Impulse.   

Mehr als 10 Jahre nach dem von Carl Duisberg in der Denkschrift von 1895 präsentierten Konzept für die gesamte Werksanlage, entstand 1906 der Westflügel für die Hauptverwaltung an der Kaiser-Wilhelm-Allee. Erst 1912/13 also etwa gleichzeitig mit der Duisberg-Villa und dem Kasino wurden Mittelbau und Ostflügel zugefügt. Als Architekten werden in der Firmenüberlieferung Willy Günther und Hubert Amrhein genannt.

Der Bau entstand unter tätiger Mitwirkung des 1912 zum Generaldirektor ernannten Carl Duisberg. Entstehen sollte eine Synthese aus modernster Bürotechnik verbunden mit würdigen Arbeitsbedingungen für die Direktion. Es sollte ein angemessener Rahmen für Aufsichtsratssitzungen geschaffen werden und Repräsentationsräume für den Empfang von Gästen entstehen und zudem 900 Arbeitsplätze für die Verwaltung des Unternehmens untergebracht werden.

Geschaffen wurde ein Gebäude mit einer anspruchsvollen Schauseite nach Süden. Daran schließen sich rückwärtig, in die Tiefe des Werksgeländes reichende vier Flügelbauten an. Durch Innenhöfe erhalten die hier untergebrachten Büroräume Tageslicht.

Bayer-Hauptverwaltung. Blick auf den Hauptbau.
Foto: Willy Borgfeldt / Leverkusen, 2021

Besonders aufwändig ist der von Doppelsäulen begleitete Mittelteil in der Südfassade gestaltet. Eingelassen in den bekrönenden Dreiecksgiebel ist ein von Job Hammerschmidt geschaffenes Relief mit allegorischen Darstellungen der Chemie (weiblich) und der Technik (männlich).

Mittelrisalit mit Eingangsportal.
Foto: Willy Borgfeldt / Leverkusen, 2021

Großartig in den räumlichen Dimensionen und Ausstattung sind die Innenräume in dem zur Kaiser-Wilhelm-Allee orientierten Hauptbau. Hinter dem rundbogigen Portal mit Bronzetoren öffnet sich eine Raumfolge aus Foyer und zentraler Treppenhalle.

Aufwändig gestaltete Treppen erschließen das zentral über dem Eingangsportal liegende Sitzungszimmer des Aufsichtsrats mit rechts und links anschließenden Konferenzräumen. Auf die Treppenhalle folgen im Obergeschoß in die Seitenflügel hineinführende, gewölbte Flure und Hallenbereiche zur Erschließung der Direktorenzimmer.

In den Architekturformen ist die Bayer-Hauptverwaltung ausgesprochen konservativ und vermittelt kaum die Aufbruchsstimmung in Kunst und Architektur kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Vermutlich hat man sich an den für den Westflügel 1906 entwickelten Formenkanon gehalten, der noch in einer Zeit entstand, als im wilhelminischen Kaiserreich die Architektur des Historismus und der Neubarock in hoher Blüte standen.

Bei der Fertigstellung 1912/13 hat man diese Formvorstellung dann für den opulenten Mittelteil detailreich weiterentwickelt. Die Bayer-Hauptverwaltung ist – trotz der 1987 rekonstruierend erneuerten Fassaden der Seitenflügel – eine der besterhaltenen, aus dem Geist des Wilhelminismus gespeisten Unternehmenszentralen in Deutschland, die noch heute in dieser Funktion genutzt wird.  

Walter Buschmann

Ortsinformation:

Kaiser-Wilhelm-Allee 20
51373 Leverkusen