Bayer-Kasino

Trotz dieses Stilmixes stimmt die Chemie: Das Kasino auf dem Gelände der Bayer-Werke vereint neubarocke Grundzüge mit Anklängen an den Jugendstil und Heimatstil-Elementen. Der große, zentral gelegene Speisesaal, der auch zu glanzvoller Repräsentation genutzt werden konnte, ist auch heute noch das dominante Grundrisselement. Seit einigen Jahren ist im Bayer-Kasino ein Vier-Sterne-Hotel eingezogen. Teile der ursprünglichen Ausstattung sind nicht mehr vorhanden. 

Gleichzeitig mit dem Mittelbau und Ostflügel der Bayer-Hauptverwaltung entstand 1912/13 das 1914 eingeweihte Kasino. Die Pläne dafür kamen aus dem von Heinrich Blatzheim geleiteten Baubüro des Unternehmens. 

Das schräg gegenüber der Hauptverwaltung angeordnete Gebäude ist in den Grundzügen neubarock gestaltet mit Anklängen an den Jugendstil und unter Verwendung von Heimatstil-Elementen. Dominiert wird der Mittelbau von einem mit hohem, geschweiftem Giebel gestalteten Eingangsbau. Hier konzentriert sich auch – wie bei der Hauptverwaltung – die Detailgestaltung.

Die Ornamentik an den Fenstern der Obergeschosse mit Festons in den Brüstungsfeldern und die Balustern des Balkons über der Eingangszone sind der Formensprache des Barocks entlehnt. An die den Mittelbau begleitenden dreigeschossigen Seitenflügel schließen sich rundum eingeschossige, von vorspringenden Seitengiebeln unterbrochene Trakte an.

Schon an den Ursprungsbau war an der Rückseite zum Park mittig wie ein Wintergarten eine Halbrotonde angefügt. Dieser 1937 in schlichten Rechteckformen erneuerte Gebäudeteil erhielt 1987 seine jetzige Gestalt mit einem der Ursprungsidee angenäherten Polygonalgrundriss. Das von Gauben unterbrochene, schwarze Schieferdach über allen Gebäudeteilen ergibt eine reizvolle Kontrastwirkung zu den in weiß und grau gefassten Außenwänden. Rückseitig wird das Dach von einem Dachreiter mit Belvedere bekrönt.

Dominantes Grundrisselement ist der von einer Eingangshalle erschlossene große, zentral gelegene  Speisesaal, der auch für Veranstaltungen genutzt werden konnte. Ringsum gibt es Räume für kleinere Speisegesellschaften. Die intimer gehaltenen Eßzimmer der Direktoren sind im westlichen Seitenflügel untergebracht.

Im gegenüberliegenden Flügel befindet sich die Küche. Im Keller sind Vorratsräume, Haustechnik, Personalräume und Garderoben für Besucher untergebracht. In den Obergeschossen gab es Gästezimmer für auswärtige Werksbesucher, die heute in eine Nutzung durch ein Viersterne-Hotel einbezogen sind.

Großer Saal mit ursprünglicher Ausstattung.
Quelle: Bayer AG, Bayer Archiv Leverkusen

Das Innere des großen Saals, die Eingangshalle und Gästeräume waren solide und repräsentativ mit viel Holzwerk, gewölbten Rabitzdecken, großen Beleuchtungskörpern und eindrucksvoller Ausmalung unter anderem mit den von Otto Bollhagen geschaffenen Werksansichten ausgestaltet. Diese Ausstattung ist nur partiell erhalten. 

Auffällig ist die betonte Unterschiedlichkeit im Charakter von Hauptverwaltung und Kasino. Während die Hauptverwaltung eine kühle und Distanz erzeugende Monumentalität ausstrahlt, wirkte der ursprünglich durch Zierfachwerk vor dem zweiten Obergeschoß und Spalierlatten an den seitlichen Wänden (beides nicht erhalten) noch unterstrichene, ländlich geprägte Heimatstil des Kasinos einladend. 

Walter Buschmann

Ortsinformation:

Kaiser-Wilhelm-Allee 3
51373 Leverkusen