Villa Weskott

Das 1905 errichtete Haus Frankenberg, heute unter dem Namen seiner Erbauer als Villa Römer bekannt, ist ein späthistoristisches Landhaus nordwestlich des Opladener Stadtkerns oberhalb der Wupperbrücke am Frankenberg.

An gleicher Stelle befand sich vorher ein klassizistisches Herrenhaus. Der umgebende Park im malerischen Stil mit seinen großen Bäumen und dem Aussichtspunkt auf der Ecke über der Wupper konnte übernommen werden.

Geschichte

Die Familie Weskott war Miteigentümer der Farbenfabriken vorm. F. Bayer & Co. Vater Johann Friedrich Weskott (1821-1876) hatte als Chemiker und Färbereibesitzer ab 1863 mit Friedrich Bayer sen. (1825-1880) das Unternehmen in Barmen und später Elberfeld aufgebaut und durch seine naturwissenschaftlichen Kenntnisse entscheidend gefördert.

Sein Sohn Friedrich Richard Weskott jun. (1850-1941) wurde 1877 Teilhaber von Bayer und war 1881-1885 Vorstandsmitglied. 1890 erwarb er das Haus Steinbüchel bei Lützenkirchen; um 1910 ließ er das nach seiner Ehefrau benannte Obstgut Mathildenhof bei Steinbüchel errichten.

1911-12 baute er die Stadtvilla an der Ecke Rat-Deycks-/ Fürstenbergstraße in Opladen, deren Entwurf Peter Klotzbach lieferte.

Villa Weskott Straßenseite von Süden. Foto: Willy Borgfeldt, 2021
Villa Weskott Rückansicht von Nordosten. Foto: Alexander Kierdorf 2022
Villa Weskott Detail Seiteneingang. Foto: Alexander Kierdorf 2021

1930 kam das Haus in den Besitz der Katholischen Kirche, die es bis 1935 der Kolpingsfamilie als Vereins- und Gesellenhaus überließ und mit einem Saalanbau versah. Im Jahre 1938 verkaufte man das Anwesen für 155.000 RM zugunsten des Baus der Kirche St. Michael an den Landkreis.

Bis 2013/14 diente es als Stadthalle für Opladen. 2006 verkaufte die Stadt Leverkusen das Anwesen an Duisburger Investoren, die dort ein Hotel mit dem Namen „Villa Fürstenberg“, benannt nach der seitlich beginnenden Nebenstraße, einrichteten.

Beschreibung

Die östlich der Opladener Altstadt am Rande eines gehobenen Wohnviertels gelegene Villa nimmt den vorderen Teil eines Eckgrundstücks ein. Auf dem ehemaligen Gartengelände wurde später die Stadthalle errichtet. 

Von den umgebenden Straßen her erscheint die Villa als massiger, quaderförmiger, durch ein verschiefertes Mansarddach angeschlossener Baukörper. Nur vom Garten her ist erkennbar, dass die westliche Seitenfront leicht nach hinten verlängert ist. 

Ein zentraler, von vier Säulen mit ionischen Kapitellen getragene Portikus mit Terrasse ist der symmetrischen Straßenseite vorgesetzt. Im Unterschied zu barocken Vorbildern ist die Front jedoch in sechs Achsen untergliedert, von der eine im Obergeschoss den Zugang zur Terrasse auf dem Vorbau enthält. Die in drei Fensterachsen geteilte, zwerchhausartige, übergiebelte Mittelgaube nimmt die Breite des Vorbaus auf. Sonst ist das Mansarddach eher sparsam mit segmentbogig bekrönten Gauben ringsum besetzt.

Der zentrale, von vier Säulen mit ionischen Kapitellen getragene Portikus mit Terrasse an der symmetrischen Straßenseite. Auf der Gartenseite wird der Portikus als Teil einer asymmetrischen Gestaltung wiederholt, indem er hier in den durch die verlängerte Seitenfront gebildeten Ausbau einschneidet. Die östliche Schmalseite ist im Erdgeschoss im hinteren Bereich mit einem Vorbau versehen, der wie das gesamte Gebäude mit einem hohen, verputzten Sockel umgeben ist. Die westliche Schmalseite weist im Erdgeschoss einen weiteren repräsentativen Eingang auf.

Die glatt verputzte Fassade ist über dem Sockel bis auf ein kastenförmiges, umlaufendes Profil in Fensterbankhöhe ungegliedert. Die Traufe springt ebenfalls kastenförmig vor. Die hochrechteckigen, gleichmäßig verteilten Fenster sind mit Schlagläden verschließbar.

Innerhalb des Portikus an der Straßenseite liegt zwischen den inneren Fensterachsen das große, zweiflügelig geschlossene Portal mit weiß gerahmtem Oberlicht. In den Zwischenräumen zu den äußeren Fensterachsen befinden sich kleine, hochovale Fensteröffnungen, die mit floral verzierten Gittern versehen sind. Ähnlich gestaltet ist der Seiteneingang. Die Innengestaltung ist nach mehreren Umbauten nur noch in geringen Teilen original.

Die großbürgerliche Stadtvilla eines führenden regionalen Architekten nimmt einen selbstbewussten Platz an der inneren Peripherie der Stadt an und bildet damit einen Auftakt zu den gehobenen Wohnvierteln in der Ruhlach und auf dem Frankenberg. Als Zeugnis des Wirkens bergischer Unternehmerfamilien und besonders der Verlagerung der Farbenfabriken Bayer an den Rhein verbindet sie als Zeugnis der Industriegeschichte die historisch unterschiedlichen Teile des heutigen Leverkusen.

Zugleich ist sie aber auch ein wichtiges Beispiel für die anspruchsvolle Wohnarchitektur des Späthistorismus im Bergischen Land, die Peter Klotzbach als Architekt für die Eisenbahn (Villen und Ledigenheim des AW Opladen), Bauberater des Landkreises Solingen und selbständiger Entwerfer wesentlich mitprägte. Dabei steht Klotzbach für die Verbindung einer allgemeinen Reformarchitektur unter dem Einfluß der Baukunst des 18. Jahrunderts mit den spezifischen Traditionen des Bergischen Landes.   

Alexander Kierdorf

Ort:

Fürstenbergstraße 1
51379 Leverkusen (Opladen)

Literatur und Quellen

  • Herbert Paffrath: Professor Peter Klotzbach. Ein bergischer Baumeister. In: Land an Rhein und Wupper, Heimatkalender 1963, S. 64–70.
  • 100 Jahre Kolpingsfamilie Opladen-Zentral 1866-1966, Opladen 1966
  • Müller, Rolf: Upladhin – Opladen. Chronik, Leverkusen 1974
  • Stefan Blaschke: Unternehmen und Gemeinde. Das Bayerwerk im Raum Leverkusen 1891–1914. Köln 1999