1914 wurde die Hitdorfer Lokomotive von der Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern mit der Nummer 3307 gebaut. Eingesetzt wurden solche Maschinen auf großen Werksarealen, um den dort in den Kesselhäusern erzeugten Dampf ökonomisch auszunutzen. Zugleich konnte durch einen feuerlosen Betrieb die von Lokomotiven ausgehende Brandgefahr vermieden werden.
Die Hitdofer Maschine war zuerst unter dem Namen „Persil“ bei Henkel im Werk Reisholz (Düsseldorf) im Einsatz, wurde dann an die Firma Papier & Pappe in Viersen verkauft, kam von dort zur Rheinischen Pappenfabrik in Monheim-Blee und diente dort für Rangierfahrten. Bei der Pappenfabrik und bei Shell waren je zwei Dampfspeicherloks im Einsatz.
Persil war die erste Lokomotive, die bei Henkel eingesetzt wurde. Zuvor waren in dem Werk die Waggons mit Seilwinden, Knippstangen und Muskelkraft bewegt worden (Henkel-Bote 1936, S. 41). Nach Nutzung der Lokomotive durch die Firma Papier & Pappe in Viersen- Süchteln und Vereinigte Verpackungsgesellschaft (früher Rheinische Pappenfabrik) in Monheim-Blee stand die Lok seit 1982 auf einem Spielplatz in Hitdorf und wurde mehrfach „entfeinert“ um eine Verletzungsgefahr für spielende Kinder und andere Besucher zu minimieren.
Die Hitdorfer Maschine zählt mit zwei Achsen und 24 t Gewicht zu den verhältnismäßig kleinen Dampfspeicherloks für den Normalspurbetrieb. Sie ist mit innenliegendem Triebwerk ausgestattet: die beiden Zylinder liegen zwischen dem Rahmen unter dem Führerhaus, ebenso wie die beiden Treibstangen zur Übertragung der Kraft auf die Vorderräder. Außen angebrachte Pleuelstangen verbinden Vorder- und Hinterräder.
Wichtiges Funktionsteil einer Dampfspeicherlok ist der Kessel. Er besteht aus genieteten Stahlplatten und ist in etwa 2 cm Abstand umgeben von einer dünnen Blechhülle. Über reifenförmige Abstandshalter folgte eine weitere, äußere Blechumhüllung (nicht erhalten). Zwischen diesen beiden Blechwänden sorgte die in kleinsten Restbeständen noch sichtbare Isolierung für einen möglichst geringen Wärmeverlust des im Kessel gespeicherten Dampfes.
An der vorderen Stirnseite des Kessels ist noch der Einfüllstutzen für die Einbringung des Dampfes zu sehen. Auf dem Kessel sitzt der Dom mit Umhüllung.
Vor dem Dom war der Sandkasten angebracht, von dem aus der zum Bremsen notwendige Sand über Rohre vor oder hinter die Vorderräder geleitet wurde. Die entsprechenden Sandkästen für die Hinterräder sind unter dem Führerhaus angeordnet.
Im Führerhaus waren die Handwurfbremse und die Handkurbel zur Regulierung der Dampfzufuhr zu den Zylindern erhalten. Diese wie auch die Instrumente an der hinteren Stirnseite des Kessels sind nicht erhalten.
Die Dampfspeicherlokomotive ist eine Erfindung aus dem 19. Jahrhundert. Es war eine Lokomotive, die besonders auf größeren Werken, auf Hütten und Zechen zum Einsatz kam. Der Vorteil dieses Lokomotivtyps lag in der ökonomischen Ausnutzung des in den Kesselhäusern auf jedem größeren Werksgelände erzeugten Dampfes und im feuerlosen Betrieb, durch den die von Funkenflug hervorgerufene Brandgefahr unterbunden wurde. Die Dampfspeicherlokomotive war daher eine hervorragend geeignete Rangierlok, besonders für Industriebetriebe mit erhöhtem Brandrisiko. Noch nach dem 2. Weltkrieg waren in Deutschland 100.000 Dampfspeicherloks im Betrieb. 1969 wurden nur noch 1.400 Stück gezählt (Brockhaus Enzyklopädie 1970 Bd. 11, S. 570).
Bei der Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern wurden schon seit 1882 Dampfspeicherloks gebaut. Insgesamt wurden 500 Lokomotiven dieses Typs produziert. Die innenliegenden Zylinder – wie bei der Hitdorfer Lok – waren ein Kennzeichen für die bei Hohenzollern hergestellten Dampfspeicherloks (Pierson, 1984, S. 69).
Die Hitdorfer Dampfspeicherlok ist ein frühes und relativ gut erhaltenes Exemplar einer Lokomotivgattung, die im Entwicklungsprozess der Industrialisierung eine wichtige Rolle gespielt hat. Das Hitdorfer Beispiel ist von hoher Bedeutung, weil Dampfspeicherloks aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg nur noch spärlich überliefert sind. Mit dieser Lok wird zugleich der Dampfmaschinenbau einer bedeutenden Lokomotivfabrik (Hohenzollern) dokumentiert, sie ist Teil der Werksgeschichte eines bedeutenden Unternehmens (Henkel) und repräsentiert als Rangierlok in Monheim und Hitdorf einen interessanten regionalgeschichtlichen Aspekt.
1995 in die Denkmalliste eingetragen, wurde die Lokomotive 2015 mit Unterstützung der „Gemeinschaft der Henkel-Pensionäre“ und des Langenfelder Bauunternehmers Gernot Paeschke in Düsseldorf restauriert und anschließend auf einen neuen Platz am Kreisel Hitdorfer Str. / Heerweg / Ringstraße aufgestellt. Die Lokomotive konnte nach den Auflagen des Gemeindeversicherungsverbandes am alten Standort nicht mehr als Spielgerät genutzt werden.
Hersteller: Aktiengesellschaft für Lokomotivbau Hohenzollern / Düsseldorf
Ortsinformation:
Ringstraße
51371 Leverkusen (Hitdorf)