Aalschokker Fiat Voluntas

Zur traditionsreichen Rheinfischerei trugen seit dem 19. Jahrhundert auch Aalschokker bei. Die Schiffe wurden auf der Insel Schockland in der Zuidersee gebaut.

Viele Holländer kamen in fünf bis sechs Boote umfassenden Schleppzügen den Rhein hinauf zu den ihnen zugewiesenen Fangplätzen. Auch einheimische Fischer verwendeten diese Boote, von denen es zwischen Kaub und der niederländischen Grenze 1912 rund 100 und 1925 125 Exemplare gab.


Die „Fiat Voluntas“ wurde 1937 auf einer Werft in Schiedam / Holland gebaut, war unter dem Namen „Katherina“ in St. Goar registriert, wurde durch den Fischer Nußbaum in Oberwesel genutzt und lag bis 1958 vor der Loreley auf Aalfang.

Es wurde dann von dem Gastwirt des Fischerhauses „Deutsche Flotte“ in Ruhrort sieben Jahre lang vor Orsoy zum Aalfang genutzt und 1965, nachdem es auf Grund gelegen hatte, durch den Fischer Simon Wirtz in Monheim erworben. Das aus genieteten Stahlplatten erbaute Schiff ist 20,0 m lang und 5,0 m breit und wiegt 35 Tonnen. Der 12,0 m hohe Metallmast aus Rundrohren wurde nach 1965 aufgesetzt.

Auf dem Vorderdeck sind drei Winden aufgestellt: vorn am Bug eine Ankerwinde, dahinter zwei Winden zur Bedienung der Netzbäume. Eine weitere Winde steht neben dem Mast. Alle Winden wurden ursprünglich über Handkurbeln bedient. Die Kurbeln sind alle gleich ausgebildet mit gekrümmten Speichen, so dass vermutlich alle Winden aus der Ursprungszeit des Schiffes stammen.

Unter dem Vorderdeck befindet sich die von Bordwand zu Bordwand reichende Kajüte für den Fischer und seine Gehilfen. Als Wohn- und Schlafraum ist die Kajüte mit zwei Kojen, zwei Bänken, Alkoven und Wandschrank versehen. Diese ursprüngliche, dem Typ des Aalschokkers zugehörige Kajüte unter dem Vorderdeck wurde später ergänzt durch eine aus Holz erbaute Kajüte auf dem Hinterdeck. Mit Stahlplatten abgedeckt befinden sich unter dem Boden des Hinterdecks die Bassins für ca. 30-40 Ztr. Aale. Mittschiffs sind am Steuerbord außen an der Bordwand Unter- und Oberbaum für das Netz angebracht.

2017 wurde das Schiff zur Werft Malz in Oranienburg transportiert, wo es denkmalgerecht saniert und restauriert wurde. Materialien, Bauweise und Gestaltung wurden optimal auf den ursprünglichen Zustand abgestimmt.

2018 kam das Schiff zurück ins Rheinland und wurde nahe des Rheins in einem hochwassergesicherten Becken aufgestellt. Das Wasser wird simuliert durch ein grün-blaues Netz zwischen Beckenumrandung und Schiff. Im Schiff wurde eine im Mai 2019 eröffnete Ausstellung zur Geschichte des Aalfangs installiert. 

Aalschokker vor dem Monheimer Rheinufer Aalschokker. Quelle: Heimatbund Monheim

Die besondere Bedeutung der „Fiat Voluntas“ liegt in ihrem historisch begründeten Ortsbezug zur Stadt Monheim am Rhein. Heimatgeschichtlich ist die anschauliche Präsentation des einst wichtigen Wirtschaftszweigs der Aalfischerei in Form eines originalgetreuen Schokkers von Bedeutung.

Die „Fiat Voluntas“ stellt anschaulich die Wohn- und Arbeitsverhältnisse der Rheinfischer in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dar und repräsentiert die Fischerei in Monheim am  Rhein. Als einer der letzten erhaltenen Aalschokker vom Rhein kann das Schiff, dadurch dass die Restaurierung dem historischen Vorbild getreu erfolgte, die Arbeitsvorgänge verdeutlichen. 

Fiat Voluntas, Kajüte und Vorderdeck. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Baujahr: 1937
Hersteller: Werft Schiedam

Ort:

Klappertorstraße 38
40789 Monheim am Rhein