Hafen Hitdorf

Hitdorf war neben Düsseldorf, Mülheim und Zündorf einer der wichtigen Häfen des bergischen Landes und wurde 1356 urkundlich erstmals erwähnt.

Solinger Schneidwaren, Remscheider Werkzeuge, Textilien aus Barmen und Elberfeld wurden von hier aus über den Rhein verschifft. Auch Getreide, Ziegel, Holzkohle und Bauholz lieferte das Bergische Land. Zurück kamen Schleifsteine und Schiefer aus der Eifel.

Erst 1910-13 und dann noch einmal 1926 bis 1929 wurde der Naturhafen mit Kaimauern befestigt. Die erhaltenen elektrischen Drehkräne von 1929 und 1960 erinnern auch an die örtliche Industrialisierung Hitdorfs und seiner Umgebung mit den Zündholz- und Tabakfabriken, dem Sägewerk, der Hitdorfer Brauerei und besonders der Pappenfabrik in Monheim-Blee. Eine elektrische Kleinbahn verband den Hafen mit den Nachbarorten: Rheindorf, Monheim und Langenfeld.

Begünstigt durch die den alten Handelsweg von Elberfeld und Solingen an den Rhein mit der dortigen, wohl schon im 12. Jahrhundert (1110/20) verkehrenden Fähre, ist die Entwicklung Hitdorfs zum Hafenort zu sehen. Erwähnt wurde der Hafen erstmals 1356. Die topographischen Voraussetzungen waren gut. Eine vom Rhein durch Anschwemmungen geschützte Bucht mit einer nach rheinischer Tradition als Werth bezeichneten, in den Strom hineinragenden Halbinsel bot eine natürliche Voraussetzung für das Anlegen von Schiffen. Der Hafen war anfangs ohne bauliche Ausprägung. Die Schiffe lagen am Ufer, ohne Kai oder feste Stege und waren über Planken mit dem Ufer verbunden.

Für das 15. Jahrhundert ist der Handel von Holz und Holzkohle zwischen Köln und dem Bergischen Land überliefert. Die Solinger Schneidwarenbetriebe brauchten Schleifsteine aus der Eifel und lieferten ihre Erzeugnisse über den Hitdorfer Hafen nach Köln. Aus Remscheid kamen Werkzeuge und aus Elberfeld und Barmen Textilien. Aus der Eifel kam auch der für die Bergische Bautradition so wichtige Schiefer für Dächer und die Bekleidung von Fassaden.

Hitdorf entwickelte sich im 16. / 17. Jahrhundert zum „Bergischen Hafen“. Ausfuhrgüter des Bergischen Landes für die Kölner Märkte waren Getreide, Ziegel, Holzhohle und Bauholz. Hitdorfer Schiffer hatten das Privileg, in Köln bergische Waren anzuliefern und dort aufzunehmen, um sie in Hitdorf zu entladen.

Seit 1722 fuhr ein Hitdorfer Schiffskonvoi aus drei Schiffen zwei Mal jährlich zur Frankfurter Messe. Das dritte Schiff war jeweils für Passagiere reserviert. Die Messeschiffe unterlagen nicht dem Kölner Stapel, mussten also nicht in Köln entladen werden, um dort das Transportgut auf den Kölner Märkten den Händlern der Stadt anzubieten. Die Schiffe legten an der Rheingasse an, wurden von Kölner Hafenbeamte inspiziert und konnten dann ihre Fahrt fortsetzen.

Im 18. Jahrhundert entwickelte sich Hitdorf zum zentralen bergischen Hafen. Rückschläge gab es im 19. Jahrhundert durch die Konkurrenz der Eisenbahn ab etwa 1840. Dennoch fanden durch den Hafen etwa 200 Beschäftigte Arbeit und Unterhalt.

Neue Aufgaben erwuchsen dem Hafen durch die gewerblich-industrielle Entwicklung: Verarbeitung von Tabak seit 1796 (Tabakfabrik Dorff), seit den 1840er Jahren durch die Zündholzherstellung, 1856 mit der Brauerei Papstmann und 1882 durch die Gründung eines Sägewerks. Für das Sägewerk und die Zündholzfabrik Fitzen landeten im Hafen Flöze von Oberrhein an. Das Holz wurde durch Tunnels unter der Rheinstraße zur Verarbeitung auf die Werksgelände gefördert.

Südende des Rheinhafens Hitdorf mit Floß und dem unter der Rheinstraße führenden Tunnel zum Gelände des Sägewerks (links neben der Hitdorfer Brauerei). Foto um 1930. Quelle: Heimatmuseum Hitdorf

Mit dem Ausbau zum Winterhafen bekam Hitdorf 1881 eine zusätzliche Funktion. Schiffe konnten hier jene Zeit überbrücken, in denen durch die damals noch strengeren Winter durch Eisbildung eine erhebliche Gefahr für die Schiffe ausging.

Eine Neubelebung des Hafens brachte der Ausbau des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Industrialisierung des Monheim-Hitdorfer Gebiets. An einer 1910-13 errichteten Kaimauer konnten nun bei jedem Wasserstand Schiffe anlegen. Ein elektrischer Drehkran mit zwei Tonnen Tragkraft und einem 10 Meter Ausleger diente zur Be- und Entladung der Schiffe. Die elektrische Kleinbahn Langenfeld-Monheim-Hitdorf-Rheindorf stellt die Verbindung her zu den Betrieben der Umgebung. Hafen und Kleinbahn hatte die Rheinisch-Westfälische Elektrizitäts-A.G. (RWE) Abteilund Bahnen / Essen angelegt. RWE vergab die Betriebsführung an Pächter.

Rheinhafen mit Kaianlage um 1920. Quelle: Heimatmuseum Hitdorf 

Bis 1926 gab es im Hafen allerdings bedingt durch Krieg und Nachkriegszeit. Erst als die Rheinische Pappenfabrik in Monheim-Blee 1926 den Betrieb aufnahm erwuchsen neue Aufgaben, die dann auch nur durch einen Hafenausbau bewältigt werden konnten. Das Hafenbecken wurde ausgebaggert, die Kaimauer verlängert und verstärkt. Die Pappenfabik, der Ulla Hahn mit ihren autobiographischen Büchern einer bleibendes Denkmal setzte, bezog über den Hafen Holz und Zelluloseballen. Der monatliche Umsatz im Hafen stieg von 15 t auf 1200 t. Gleisanlagen, Kaimauer und Kran waren den Anforderungen nicht mehr gewachsen. Die zum Kai führende Fahrrinne musste ausgebaggert werden.

Rheinhafen nach dem Ausbau 1926-29 mit dem zweiten Kran von 1929. Quelle: Heimatmuseum Hitdorf

1929 wurde die neue Hafenanlage mit zusätzlichen Gleisen und einem weiteren Greifdrehkran eröffnet. Der neue, noch erhaltene Kran hatte einen 16 Meter-Ausleger und eine Tragkraft von 4,5 t. Wofür der alte Kran eine ganze Woche brauchte, wurde nun innerhalb von zwei Tagen bewältigt. Außer den Rohstoffen und Waren der Pappenfabrik wurden auch Kohle, Kies und Futtermittel verladen.

Im Vordergrund der Kran von 1929. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Hitdorfer Hafen Liegeplatz für die Schiffe der Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschiffahrt GmbH. Auch Schiffe von Pioniereinheiten der Deutschen Wehrmacht ankerten dort. Durch Fliegerangriffe wurden in den Kriegsjahren zehn Schiffe versenkt, die erst 1950 wieder alle gehoben waren.

Es folgte eine erneute Blütezeit der Hafentätigkeit. Knapp 35.000 t Papier und Zellulose und knapp 20.000 t Getreide und Kraftfutter wurden im Hafen 1956 verladen. 1960 war noch einmal eine Erweiterung fällig mit dem zweiten noch erhaltenen Hafenkran. Der Vollportalkran hat eine Tragfähigkeit von 5 t.

Der Rheinhafen Hitdorf mit der Nutzung als Sporthafen. Links der Kran von 1929, rechts der Vollportalkran von 1960. Foto: Willy Borgfeldt, 2008

Bei abnehmender industrieller Bedeutung erhielt der Hafen jedoch zunehmend die Funktion für Freizeit und Naherholung und wurde 1975 in einen Sporthafen umgewandelt. Die beiden erhaltenen Kräne von 1929 und 1960 erinnern an die jahrhundertelange Einbeziehung Hitdorfs in das Wirtschaftsleben des Bergischen Landes speziell auch der Nachbarorte und nicht zuletzt auch der örtlichen Entwicklung von Gewerbe und Industrie.

Walter Buschmann

Ortsinformation:

Rheinstraße 66 / 66a
51371 Leverkusen (Hitdorf)

Literatur

  • Behrendt, Astrid: Spaziergang durch das alte Hitdorf, Hürth 2020 (2. Auflage)
  • Hinrichs, Fritz: Hitdorf: Chronik eines bergischen Hafens, (Leverkusen-)Opladen 1957
  • Wilmsen, Hansgerd: Hitdorf im Spiegel alter Photographien, Monheim 1982