Im Jahre 1859 gründete Johann Isaak Tillmanns (1800-1879) im Wiembachtal zwischen Bergisch Neukirchen und Quettingen mit seinen Söhnen die Schraubenfabrik J.I.Tillmanns & Söhne. Vater Tillmanns hatte als Nagelschmiedemeister bereits 1826 in (Wuppertal-) Cronenberg ein Unternehmen gegründet. Platzmangel zwang ihn, einen neuen Standort mit Zugang zu Wasserkraft zu suchen.
Diesen fand er zunächst 1858 bei seinem Schwager Wilhelm Pohlig auf der Biesenbacher Mühle bei Lützenkirchen und dann weiter unterhalb an einem neuen Standort, der zu Erinnerung an die Herkunft „Neucronenberg“ genannt wurde.
Die moderne Fabrikanlage von 1859/60 nutzte nicht mehr die Wasserkraft, sondern verfügte über eine Dampfmaschine. 1872 übernahm Sohn Johann Abraham (1824-1888) die Leitung des Unternehmens. Als Vertreter der dritten Generation übernahm Rudolf Tillmanns, der unmittelbar darauf eine Villa errichten ließ; 1893 wurde sein jüngerer Bruder Hugo Teilhaber.
Die Familie gründete und beteiligte sich auch an anderen Firmen, unter anderem einer Ziegelei. Ein Zweig ließ sich im litauischen Kowno (Kaunas) nieder und schuf dort eine große Fabrik. So entstand ein über den eigentlichen Stammbetrieb weit hinausgehendes Familien- und Firmennetzwerk und ermöglichte den einzelnen Mitgliedern einen großbürgerlichen Lebensstil mit großzügigen Wohn- und Alterssitzen.
1930/31 wurde die Fabrik in Neucronenberg geschlossen. Es folgten unterschiedliche Nachnutzungen, darunter ein Mineralöl- und ein Schrotthandel. 1946-1966 betrieb die Familie Tillmanns hier einen Metallbaubetrieb. Schließlich erwarb die Stadt Leverkusen das Areal und nutzte es unter anderem für das Abstellen von Karnevalswagen.
1987 kam es zu einem Großbrand in der unter Denkmalschutz stehenden Fabrikanlage; die verbliebenen Ruinen wurden schließlich 2007 abgeräumt und das Gelände als Teil des Weimachtals renaturiert. An die Fabrik erinnert das Tillmanns-Denkmal mit einer überdimensionalen Schraube, das 2009 eingeweiht wurde.
Erhalten haben sich in Neucronenberg zwei Villen in ausgedehnten Parkanlagen, die auf die dritte Generation der Familie Tillmanns zurückgehen. Die auf einer Geländekante über dem Wiembachtal gelegene Villa Neukronenberger Straße 41 wurde 1889 von Enkel Rudolf Tillmanns errichtet.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals befindet sich auf halber Höhe die Villa Neukronenberger Straße die 1898 errichtete und 1906 erweiterte Villa von Hugo Tillmanns, der bis 1893 in Kowno tätig gewesen war.
Die Villa Hugo Tillmanns wurde im Jahre 2000 von dem Fußballer Rudi Völler erworben und brannte während Renovierungsarbeiten im folgenden Jahr aus. An der Bergseite wurde ein umfangreicher, das Volumen der Villa aufnehmender Anbau erstellt. Später wurde die Villa erneut verkauft, ist ebenfalls in Privatbesitz und wurde 1986-88 umfassend saniert.
Ein weiteres Tillmanns-Wohnhaus („Villa Max Tillmanns“) befindet sich im Ortzentrum von Bergisch Neukirchen gegenüber dem evangelischen Friedhof. Es handelt sich um ein wohl im frühen 19. Jahrhundert errichtetes zweigeschossiges Wohnhaus mit seitlichen sowie aufwändigen rückwärtigen Anbauten. Der um 1910 angelegte Garten mit seltenen Bäumen ist als „Tillmanns-Park“ öffentlich zugänglich.
Beschreibung
Die Villa Rudolf Tillmanns liegt oberhalb der Neukronenberger Straße auf einer Geländekante über dem Wiembachtal. Eine symmetrisch angeordnete, künstlerisch gestaltete Treppenanlage führt auf der Südseite hinauf zu dem zweigeschossigen, kubischen Wohnhaus mit pyramidenähnlichem Walmdach. Auf der Westseite liegt im Erdgeschoss der Haupteingang mit ausgreifender, balustergesäumter Freitreppe, auf der Ostseite ist heute eine moderne Terrasse angeschlossen. Die Innenräume sind aufwändig stuckiert.
Die Villa Hugo Tillmanns begann ebenfalls als kubischer, zweigeschossiger Putzbau. Die Erweiterung nach Plänen des Kölner Architekten Wilhelm Schulze fügte dem im Westen einen weiteren Raum mit Eingangsvorbau sowie im Osten einen Wintergarten hinzu. So ergibt sich eine lebhaftere Außenansicht, die durch klassischen Stuckdekor bereichert wird. Im Innern ist auch hier die aufwändige Ausstattung mit Stuck, Treppen und Wintergarten erhalten. Ein Landschaftspark im Englischen Stil umgibt das Haus.
Ort:
Mülheimer Straße 14
51375 Leverkusen
Literatur und Quellen
- Willms, Hugo: Geschichte der Stadt Bergisch Neukirchen, Köln 1929
- Schoenekerl, Ewald: Tillmanns in Neucronenberg 1850-1950 (Stadtarchiv Leverkusen)
- Schoenekerl, Rolf: Die Neucronenberger Tillmanns, 2005 (MS, Stadtarchiv Leverkusen)
- Hagentorn, Alexander: The Tillmanns, Geneva 2006 (MS, Stadtarchiv Leverkusen)
- Soenius, Ulrich S. (hg.): Leverkusener Wirtschaftsgeschichte, Neustadt an der Aisch 2018, S. 46, 88, 105-106, 149, 169-170
- Losseff-Tillmanns, Gisela: Von Cronenberg in die Welt, die Geschichte der Firma „Gebrüder J.I.Tillmanns & Co“, in: Niederwupper, Bd. 30, 2020, S. 17-41