Villa Römer

Das 1905 errichtete Haus Frankenberg, heute unter dem Namen seiner Erbauer als Villa Römer bekannt, ist ein späthistoristisches Landhaus nordwestlich des Opladener Stadtkerns oberhalb der Wupperbrücke am Frankenberg.

An gleicher Stelle befand sich vorher ein klassizistisches Herrenhaus. Der umgebende Park im malerischen Stil mit seinen großen Bäumen und dem Aussichtspunkt auf der Ecke über der Wupper konnte übernommen werden.

Geschichte

Der Frankenberg liegt nordöstlich des alten Wupperübergangs der B8. Hier ließ der 1816 eingesetzte Landrat des Kreises Opladen, Georg Franz von Hauer sein repräsentatives Wohnhaus errichten. Als 1819 der Kreis Opladen in Solingen aufging, übernahm Hauer auch diesen bis 1836.

Nach Hauer erwarb die Familie Ulenberg, die seit den 1830er Jahren unterhalb an Wupperbrücke die Spinnerei und Schraubenfabrik Ulenberg & Schnitzler betrieb, das Haus. Nach Schließung der Fabrik im Jahre 1900 kaufte der Opladener Textilunternehmer Max Römer das Anwesen auf dem Frankenberg, ließ die alten Bauten abbrechen und dort 1905 eine neue Villa mit Remisengebäude errichten.

Villa Römer Auffahrt von der Düsseldorfer Straße, um 1910. Quelle: Archiv OGV

Die jetzt einsetzende Erschließung des nördlich angrenzenden Bereichs für den gehobenen Wohnungsbau fand einen ersten Höhepunkt mit dem Bau des neuen Landratsamtes mit Dienstvilla an der Haus-Vorster-Straße. Hintergrund war die 1914 vollzogene Verlegung des Kreissitzes von Solingen nach Opladen.

Nach dem Ersten Weltkrieg plante Römer wohl schon früh den Verkauf des Anwesens. Für die Stadt Opladen, die hier eine Frauenklinik plante, war 1921 der Kaufpreis aber noch zu hoch. 1923 verkaufte Römer dann an den Solinger Unternehmer Richard Linder, der  das Haus 1930 (möglicherweise wegen Insolvenz) an den Barmer Bankverein weitergibt.

1933 richtete die Stadt Opladen ihr Rathaus in der Villa ein. Die Umfassungsmauer des Parks wurde geschleift, und dieser damit öffentlich zugänglich. 1939 kaufte der Rhein-Wupper-Kreis, der 1931 aus dem 1929 umgebildeten Kreis Solingen-Lennep entstanden war, die Villa und richtete dort Dienststellen ein.

Im Zweiten Weltkrieg unbeschädigt, diente das Haus 1945/46 der britischen Militärregierung In den 1960er Jahren baut die Stadt Opladen auf dem Frankenberg mehrere Verwaltungsgebäude. Durch Eingemeindung kommt die Villa 1975 an die Stadt Leverkusen. Der geplante Abriss der Remise wird durch die Denkmalbehörde verhindert; diese wird saniert und 1980 an privat verkauft.

Die Villa selbst wird 1985/85 ebenfalls grundlegend saniert; in das Keller- und Erdgeschoss zieht der Geschichtsverein ein mit der Auflage, hier stadtgeschichtliche Ausstellungen durchzuführen. Die im Zuge von Sparmaßnahmen 1994 drohende Schließung wird durch eine Vereinbarung zwischen mehreren Trägervereinen und der Stadt abgewendet, die 1996 zur Einrichtung der „Villa Römer – Haus der Stadtgeschichte“ führt. 2011 wird im ersten Obergeschoss eine stadtgeschichtliche Dauerausstellung eröffnet. 

Die Villa

Villa Römer Eingang_Westseite. Foto: Willy Borgfeldt, 2021 
Villa Römer Südostansicht Villa. Foto: Willy Borgfeldt, 2021
Villa Römer Haupttreppe_Detail. Foto: Willy Borgfeldt, 2021
Villa Römer Ausstellungsraum Erdgeschoss. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Das 1905 errichtete Haus Frankenberg, heute unter dem Namen seiner Erbauer als Villa Römer bekannt, ist ein späthistoristisches Landhaus nordwestlich des Opladener Stadtkerns oberhalb der Wupperbrücke am Frankenberg. An gleicher Stelle befand sich vorher ein klassizistisches Herrenhaus. Der umgebende Park im malerischen Stil mit seinen großen Bäumen und dem Aussichtspunkt auf der Ecke über der Wupper konnte übernommen werden.

Die offizielle Zufahrt befand sich nahe der Brücke an der Düsseldorfer Straße, südlich unterhalb des Wirtschaftsgebäudes mit Remise, das in seiner Gestaltung unmittelbar Bezug nimmt auf den Hauptbau. Von dort führte eine langgezogene, heute nur noch als Fußweg mit Treppe nutzbare Auffahrt zur Westseite des Hauses mit dem Haupteingang. Das von einer Mauer umgebene Parkgelände reichte im Norden bis an die Haus-Vorster-Straße und umfasste im Osten auch das Gelände des heutigen Straßenverkehrsamtes der Stadt Leverkusen, an dessen Stelle sich eine Gärtnerei mit einem umfangreichen Gemüse- und Obstgarten befand.

Das zwei- bis dreigeschossige Hauptgebäude des Anwesens besteht im Kern aus einem querrechteckig in Nord-Süd-Richtung angelegten Hauptbau, dem auf allen Seiten verschiedenartige An- und Vorbauten hinzugefügt sind; ein Walmdach mit mehreren Vor- und Ausbauten schließt den Bau ab.

Die West- und Eingangsseite wird links von dem eingeschossigen Küchentrakt mit Fachwerkaufbau begrenzt, der die Hausecke überdeckt. Daran schließt sich in der Mitte ein ebenfalls vor den hier vom großen Treppenhausfenster geöffneten Kernbau gesetzter Eingangsvorbau mit Terrasse und geschweifter Brüstung, vor die eine hölzerne Eingangslaube gesetzt ist.

Weiter rechts folgt ein wiederum die Hausecke einbeziehender, erkerartig beginnender breiter, polygonaler Turm mit geschweifter Haube. Den rechten Abschluss bildet in ganzer Wandhöhe die zurückspringende, geschlossene Seite eines Giebelvorbaus. In der Dachzone ist auf der linken Seite über dem Obergeschoss ein Fachwerkaufbau mit Fenstern ausgeführt; ihm entspricht auf der rechten Seite das freistehende Turmobergeschoss mit der verschieferten Haube. 

Mit seinen Materialwechseln zwischen dem lebhaft grüngelben Sandstein der massiven Bauteile, den Fenstergewänden und Gesimsen aus gelbem Sandstein, dem braun-weissen Fachwerk am Wirtschaftsflügel und Dach, dem grauschwarzen Schiefer der Hauben, dem Rot der Ziegeldächer und dem mächtigen, dunkeln Holzvorbau einerseits, und der plastisch-dreidimensionalen Staffelung und Schichtung der Volumen und dekorativen Bauteile andererseits zeigt die Fassade eine verwirrend-reiche Formenvielfalt, wie sie der Grundvorstellung eines malerischen Historismus entsprach. Jegliche klassische, streng-geometrische Form sollte vermieden, jede individuelle Qualität der Form und des Materials hervorgehoben werden. 

Die beiden Schmalseiten und die Ostfassade folgen diesem Prinzip, jedoch in formal reduziertem Umfang. So steht im Mittelpunkt der Südfassade der weit ausgreifende, halbreisförmig schließende Wintergarten des Erdgeschosses, dessen aus feinkörnigem gelbem Sandstein geschaffenen klassischen Säulen, Gesimse und Brüstungen von Ferne an offene Parkarchitekturen erinnern. Es steht in gewissem stilistischen Gegensatz zu dem darüber aufragenden grüngelben Mauerwerk der Giebelwand und dem mit Sichtfachwerk geschlossenen Giebel des Vorbaus.

Auch die – weitgehend dem Nutzgarten zugewandte – Ostseite ist einfacher gestaltet; links markiert ein Erker den Damensalon; ihm antwortet rechts ein weiterer, aber viel schlankerer polygonaler Turm mit freistehendem Obergeschoss und geschweifter Schieferhaube. Er begrenzt nach rechts die lange, glatte Wandfläche, in der im Erdgeschoss ein großes, halbkreisförmig abgeschlossenes Fenster hervorsticht. In dem abfallenden Gelände wurde das Kellergeschoss wohl nachträglich ebenfalls in große, halb eingetiefte Fenster geöffnet. Anschließend an den Turm springt die Fassade zurück zur nördlichen Schmalseite; in die Ecke wurde nachträglich im Erdgeschoss ein Raum ergänzt.

Zwischen Giebelwand und dem vorspringenden Wirtschaftsflügel markieren im Erdgeschoss zwei große Rundbogenfenster den Aufenthaltsraum des Personals; links davon liegt der Eingang zu den Wirtschaftsräumen und dem Nebentreppenhaus. Auch dieser besitzt ein Vordach aus mächtigen Holzbalken. Ein ähnlicher Eingang befand sich ursprünglich auch an der Vorderseite des Wirtschaftsflügels, wurde jedoch, aus funktionalen oder ästhetischen Gründen, bereits früh beseitigt und durch ein passendes Fenster ersetzt.

Der Vielfalt des Äußeren des ausladenden Gebäudes entspricht die Anordnung der großen Repräsentationsräume im Erdgeschoss, die im Wesentlichen entlang der bevorzugten West- und Südfassade angeordnet sind. Über den Eingangsbereich mit den verschiedenen Ablage- und Warteräumen erreicht man die zentrale Diele bzw. Halle. Die Nordseite nimmt die große, mit einem reich geschnitzten und vergoldeten Barockgeländer versehene Innentreppe zum Obergeschoss ein; dahinter befindet sich – an der ungeliebten Nordseite – klar getrennt der Wirtschaftsbereich mit Küche, Halle des Personals, Keller- und Nebeneingang. Nur über diesen und das angeschlossene Treppenhaus ist das Dachgeschoss mit Wohn- und Arbeitsräumen für das Personal erreichbar.

Nach Osten schließen sich an die Halle die wichtigsten Repräsentationsräume an: Herrenzimmer, Speisesaal, Damensalon und Wintergarten. Besonders hervorgehoben ist das Herrenzimmer mit einem mächtigen Stuckgewölbe, das auch nach außen durch das Rundbogenfenster erkennbar ist. Zwischen Damensalon und Wintergarten – dem nach Süden gerichteten Vorbau – unterbrechen nur zwei schmale Pfeiler den Durchgang. Kleinere Räume in den Ecken dienten vermutlich als private Arbeitszimmer.

Das Obergeschoss wird durch einen unbelichteten Korridor erschlossen und wird von den privaten Schlaf- und Wohnräumen für die Hausherren umgeben. Die Türme sowie weitere Erker bilden als intime Sitzplätze geschätzte Nischen.

Trotz der abwechslungsreichen, optisch lebhaften Gestaltung des Gebäudes können wiederkehrende Elemente und Materialien als Leitmotive einen einheitlichen Eindruck erzeugen. Er bedient sich aus dem Fundus der „deutschen Renaissance“ und wurde zu seiner Zeit auch als „altdeutsch“ bezeichnet. Damit setzte er sich deutlich von als „fremd“ empfundenen Nationalstilen ab, etwa dem französischen Barock oder dem britischen Landhausstil, der mit seinen „Country houses“ im Großbürgertum weltweit sehr geschätzt war.

Tatsächlich übernimmt Haus Frankenberg zwar nicht die angelsächsische Stilvariante, wohl aber die Haltung des post-viktorianischen Landhauses der Wende zum 20. Jahrhundert mit seinen Bezügen zur nationalen Geschichte und seiner Gestaltung „von innen nach außen“ und übersetzt sie in die „altdeutsche“ Formensprache. So konnten auch eher unbekannte Architekten wie Paul Linder aus Solingen, der Entwerfer der Villa Römer, nach dem aktuellen Vorbild der führenden Architekturfirmen der Zeit wie Kayser & von Großheim aus Berlin, die auch im Rheinland gut vertreten waren (Niederlassung in Düsseldorf; siehe z.B. Haus Lauvenburg bei Neuss), durchaus umfangreiche und kostspielige Bauten dieser Art planen und realisieren.

Durch seine hervorragende Erhaltung im Äußeren wie Inneren ist das Landhaus Villa Römer ein besonders wertvolles Zeugnis dieser Epoche, der spätwilhelminischen Blütezeit des Bürgertums. Dem entspricht die herausgehobene Lage und Einbettung in eine ebenfalls in entscheidenden Teilen erhaltene historische Parkanlage.

Kutscherhaus und Remise

Villa Römer Kutscherhaus von der Südseite. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Unmittelbar an der Düsseldorfer Straße neben der unteren Einfahrt zum Anwesen ließ Max Römer ein Wirtschafts- und Garagengebäude errichten. In Anlehnung an das Haupthaus handelt es sich auch hier um ein vielansichtiges, ausgreifendes und malerisch verwinkeltes Gebäude, bei dem allerdings auf die Verwendung kostspieligen Natursteins verzichtet wurde.

Das Erdgeschoss ist massiv in verputztem Backstein errichtet, das Obergeschoss mit seinen verschiedenen Giebeln und Ausbauten mit Sichtfachwerk versehen. Der Hauptbaukörper ist parallel zur Straße in Nord-Süd-Richtung angelegt; an der Südostecke ist ein Treppenturm mit Schieferhaube vorgesetzt. Als kurzer Flügel nach Osten ist die eigentliche Remise angesetzt, die schon bald auch die kostbaren Automobile des fortschrittlichen Fabrikanten beherbergte.

Auf die Privatisierung in den 1980er Jahren folgte ein Umbau auch des Erdgeschosses für Wohnzwecke, so dass die typischen Tore der Remise nicht mehr vorhanden sind.      

Das Waldhaus

Villa Römer Waldhaus. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Nur wenige hundert Meter wupperaufwärts in den Auenwäldern ließen die Römers von dem Architekten Peter Klotzbach 1915 das „Waldhaus“ errichten, einen eingeschossigen „bergischen“ Fachwerkbau mit schlichtem Äußeren. Zunächst nur aus einem Baukörper mit Anbau bestehend, wurde später ein zweiter, symmetrisch ergänzender Teil hinzugefügt.

Das Waldhaus diente der Familie als Rückzugs- und Erholungsort in fußläufiger Entfernung von ihrem Anwesen in Opladen. Nach dem Wegzug der Familie wurde das Waldhaus unter anderem als Vogelschutzstation genutzt und ist nach Sanierung seit 2007 als Gaststätte und Café öffentlich zugänglich. Im Innern beherrschen rustikales Balkenwerk und ein großer offener Kamin mit patriotischen Inschriften den Raum.       

Alexander Kierdorf

Ort:

Haus-Vorster-Straße 6;
Remise: Düsseldorfer Str. 96;
Waldhaus: Düsseldorfer Str. 90 

51379 Leverkusen (Opladen)

Literatur und Quellen