Villa Peill

Die im Seidenhandel tätige Kölner Kaufmannsfamilie Peill war mit den Mülheimer Unternehmern, die in Schlebusch Sommerhäuser besaßen, versippt und ließ ebenfalls um 1855 im Landschaftspark an der Dhünn ein Landhaus errichten, das um 1905 durch ein großzügiges Wirtschaftsgebäude ergänzt wurde.

Die im Kern als Fachwerkbau konstruierte Villa im „Schweizerhaus-Stil“ diente in den Sommermonaten der großen Familie rund um die Witwe des Kaufmanns Peill als Mittelpunkt für Erholung, Familienfeste und Kontaktpflege. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung präsentiert sich das Haus seit einigen Jahren wieder in alter Schönheit.

Villa Peill gehört zu den Landsitzen (Köln-)Mülheimer Unternehmerfamilien rund um den heutigen Wuppermannpark. Zwischen der Dhünn und einem alten Gasthof gelegen, besteht sie aus dem um 1860 (nach anderen Angaben 1876) angelegten Wohnhaus mit westlich vorgelagertem Garten und dem großen, um 1900 errichteten Wirtschaftsgebäude.

Bauherrin war die Mülheimer Bürgermeisterstochter Katharina Wilhelmina geb. Steinkauler (1787-1869), Witwe des früh verstorbenen, der aus einer weitverzweigten protestantisch-rheinischen Unternehmerfamilie stammenden, in Elberfeld geborenen Johann Wilhelm Peill sen. (1782-1839). 

„Nach dem Tod ihres Gatten hatte sie in Schlebusch ein Landgut erworben, auf dem sie im Sommer mehrere Monate zuzubringen pflegte und es so zu einem Sammelpunkt für ihre zahlreiche Kinder- und Enkelschar machte“, heißt es dazu in der 1927 erschienenen Familienchronik (S. 140).

Aus der Ehe von Katharina und Wilhelm Peill gingen vier Söhne und eine Tochter hervor. Wilhelm Peill, der sich mit einem Seidenhandel in Köln etabliert hatte, erwarb dort am Thurnmarkt 54 ein Haus, in dem nach seinem Tod Sohn Emil Peill (1812-1889) die Geschäfte weiterführte. Dieser übernahm nach dem Tod seiner Mutter auch das Landhaus in Schlebusch. Emil Peill war mit Emilie Schöller aus Düren verheiratet. Er fungierte auch als Italienischer Generalkonsul und hielt Beteiligungen an verschiedenen industriellen Unternehmungen.    

Auch das nördlich der Dhünn gelegene Gelände, der heutige Wuppermann-Park, gehörte ursprünglich der Familie Peill. Hier erbaute 1911 einer der Söhne des Fabrikanten Carl Leverkus eine große Villa im neobergischen Stil, die später von dem Wuppermann-Schiegersohn Petersen und zuletzt von dem Gerichtspräsidenten Nebel bewohnt wurde. Nach dem Erwerb des Geländes durch die Stadt Leverkusen wurde die Villa abgebrochen und hier 1975 der öffentliche Wuppermann-Park eingerichtet. Als einiges Zeugnis der sogenannten Villa Petersen ist das Pförtnerhäuschen im bergischen Stil direkt nördlich der Wupperbrücke erhalten.  

Im Laufe der Zeit wurden an die Villa Peill vor allem an der Ostseite mehrere Räume und Wintergärten angebaut. In den 1930er Jahre diente das Haus als Sitz der NSDAP-Ortsgruppe. Bis 2006 beherbergte das Wirtschaftsgebäude die Stadtteilbücherei. Nach jahrzehntelanger Vernachlässigung wechselte das Villengebäude 2010 den Eigentümer und wurde anschließend umfangreich saniert.

Die vermutlich noch zu Zeiten Katharina Peills in den 1860er Jahren errichtete neue Villa orientierte sich wie das gegenüberliegende Landhaus Andreae am Schweizer Villenstil und war nur für den  Sommeraufenthalt gedacht.

Das zweigeschossige Villengebäude in verputzter Fachwerkbauweise hat einen T-förmigen Grundriss, wobei der längere Querarm giebelständig zur Straße liegt und das kurze freie Ende nach Norden gerichtet ist. Die breite Straßenfassade von drei Fensterachsen Breite schließt in einem flachgeneigten Giebeldach, das weit übersteht, und war ursprünglich mit aufwändigem, durchbrochenen Holzwerk geschmückt. Der Giebelfassade ist im Obergeschoss ein auf dünnen Stützen ruhender, ursprünglich weit über die Hausbreite ausgreifender Balkon vorgelagert, unter dem sich im Erdgeschoß mittig der Haupteingang befindet. Als Portal dient heute ein wiederverwendetes Flügeltürpaar mit großem, verglasten Oberlicht im Stil des Spätrokoko. An der freien, südlichen Längsseite ist in einem kleinen Vorbau ein weiterer Eingang mit rundem Oberlicht angeordnet;  

Die einst schlichte Rückseite ist mit einem zweigeschossigen Sanitäranbau sowie im Erdgeschoss mit mehreren jüngeren, an der Nordostecke in einem polygonalen, pavillonartigen Raum endenden Anbauten versehen. Die Fenster des Hauses waren ausweislich historischer Fotos 1885 ursprünglich dunkel gestrichen, das Dach mit Schindeln gedeckt.

Das große Wirtschaftsgebäude steht, den westlich vorgelagerten Garten auf der Südseite rahmend, im rechten Winkel zur Villa und besteht aus einem quergelagerten, stuckierten zweigeschossigen Backsteinbau mit zwei risalitartig vorspringenden, seitlichen Baukörpern. Das halbhohe Drempelgeschoß ist mit Fachwerk verkleidet, das Dach über den Risaliten teilweise abgewalmt. Die beiden Tore im mittleren Teil des Baus sind heute mit Fenstern geöffnet. Neben der Unterbringung von Fahrzeugen und Pferden dürften hier auch Schlaf- und Wohnräume für Angestellte und Gäste untergebracht gewesen sein.

Die Zufahrt zur Villa wird an der Mülheimer Straße von einem ehemaligen Gasthaus flankiert,
Foto: W. Borgfeldt, 2021 

Ort:

Mülheimer Straße 1
51375 Leverkusen

Literatur und Quellen

  • https://de.wikipedia.org/wiki/Peillsches_Landhaus (abgerufen 24. 2. 2022)
  • Literatur und Quellen
  • Strutz, Edmund: Geschichte der Familie Peill, Görlitz 1927
  • Kruse-Klemusch, Helga: Schlebusch in alten Fotografien. Sand bis Dünnwalder Busch, Erfurt 2015
  • Angaben der Stadt Leverkusen, Abteilung Denkmalschutz