Türkischrot-Färberei Römer

Die Türkischrotfärberei Römer in Opladen wurde 1865 von dem aus der Nähe von Mettmann stammenden Färbermeister Albert Römer (1825-1915) gegründet. Entscheidend für die Standortwahl weit westlich des damaligen Ortskerns am Ende der späteren Altstadtstraße war die Lage an der Wupper (Antriebskraft und Brauchwasser).

1877 wurde der 1855 geborene Sohn Max Römer mit 23 Jahren Prokurist; aber erst 1896 übernahm er die die alleinige Unternehmensleitung. Bereits 1890 hatten die Römers ihr Unternehmen um die ehemalige Weyermannsche Großfärberei (A. Weyermann & Söhne) in Leichlingen erweitert; von damals 94 Mitarbeitern in Opladen stieg die Zahl der Mitarbeiter bis 1896 auf mehr als 300.

Türkischrot-Färberei Römer. Gesamtansicht der Türkischrotfärberei um 1910. Quelle: Archiv OGV

1914 wurden 1.400 t Garne verarbeitet, von denen ein großer Teil ins Ausland exportiert wurde. Spezialität war das Färben von Wolle mit dem aus der Krappwurzel gewonnenen roten Farbstoff. Mit der Färberei der Gebrüder Schöller (später „Schusterinsel“) siedelte sich 1873 ein weiterer Großbetrieb der Branche in Opladen an.

Nach mehreren Jahrzehnten erfolgreicher und einträglicher Tätigkeit kam mit dem Ersten Weltkrieg ein massiver Einbruch durch den Wegfall der Exporte. Max Römer verkaufte sein Anwesen am Frankenberg in Opladen und zog mit seiner Frau nach Stuttgart, wo er 1925 verstarb.

Die Produktion wurde 1930 in Leichlingen konzentriert, und 1937 wurden die Fabrikbauten an der Wupper abgebrochen. Seit Ende der 1920er Jahre trennte eine Umgebungsstraße – Vorläufer der A1 – Fabrik und Arbeitersiedlung Römer voneinander. 

Gesamtanlage und Fabrikbauten

In einer Entfernung von etwa 800 Meter Luftlinie von der auf dem Frankenberg thronenden Villa der Familie Römer entwickelte sich flussabwärts an der Wupper eine Kombination aus Fabrik, Verwaltung und Siedlung. Siedlung und Verwaltung stehen sich an der Bonner Straße leicht versetzt gegenüber. Die Fabrik erstreckte sich nördlich davon bis an das Ufer der Wupper. 

Türkischrot-Färberei Römer. Briefkopf um 1912 mit Ansicht Werk und Siedlung Opladen (oben) und Werk Leichlingen (unten). Quelle: Archiv  OGV

Dominant zeichnen sich im Werk, wie es die Zeichnung auf dem Briefkopf der 1920er Jahre zeigt, die in einer mehrschiffigen Shedhalle untergebrachte Färberei und die Kraftanlage ab. Umstanden von drei Schornsteinen steht im Zentrum der Kraftanlage ein Turm, vermutlich ein Wasserturm für das auch in den Kesseln des Kraftwerks benötigte Brauchwasser.

Türkischrot-Färberei Römer. Fabrikbau_Bonner Straße. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Hier als Teil des ehemaligen Werksgeländes, befinden sich die einzig erhaltenen Produktionsbauten der Färberei Alb. Römer: zwei schmale, schlanke Backsteinhallen, ebenso mit Satteldächern gedeckt wie die nicht erhaltenen Sheds an der Wupper.

Neben den spannenden, schlanken Proportionen der Gebäudekörper fallen in der Binnengliederung besonders die Rundfenster (Okuli) in den Giebeldreiecken und die stufenförmigen Ortganggesimse ins Auge. Die gestreckten Gebäudekörper werden besonders durch die hohen, weit aus dem Boden emporwachsenden Kellergeschosse hervorgerufen.

Verwaltung

Das vergleichsweise schlicht gehaltene Verwaltungsgebäude in spätklassizistischen Formen steht rechtwinklig zur vorbeiführenden Bonner Str. Der zweigeschossige Putzbau ist mit einem flachen Satteldach gedeckt. In seiner Verlängerung schließt sich Richtung Fabrik ein Lager- und Versandgebäude an.

Siedlung

Meisterhäuser und Arbeiterwohnungen heben sich in der kleinen Siedlung jenseits der Bonner Straße deutlich voneinander ab. Die drei Meisterhäuser stehen an der Richtung Opladener Stadtmitte verlaufenden Altstadtstraße. Die eingeschossigen Häuser beeindrucken besonders durch ihre hohen Mansarddächer. Historische Fotos zeigen eine Anlehnung der Architektur an bergische Formen mit holzverschalten Giebeln und diagonal verbretterten, streifenförmig gestrichenen Fensterläden.

Für die Arbeiterwohnungen entstand an der Bonner Straße ein Wohnhof, umstanden von ein- und zweigeschossigen Putzbauten. Wohnhöfe dieser Art entstanden häufig in dieser Zeit im Rahmen des genossenschaftlichen Kleinwohnungsbaus.

Türkischrot-Färberei Römer. Wohnhof Bonner Straße. Foto: Alexander Kierdorf 2021

Kleine, platzartige Grünanlagen vor den Häusern sollten den Bewohnern Abstand vom Straßenlärm und Aufenthaltsqualität vor den Häusern verschaffen. Markant in der Architektur der Häuser sind die loggienartigen, rundbogig geschlossenen Hauseingänge und auch hier – wie bei den Meisterhäusern – die hohen Mansarddächer.

Ort:

Bonner Straße 2;
Siedlung: Bonner Straße 4-10, 13-19, Altstadtstraße 149-153

51379 Leverkusen

Literatur und Quellen

  • Schneider-Bertenburg, Lino: Die Unternehmerfamilie Römer in Opladen, in: v. Büren/Gutbier (hg.): Das preußische Jahrhundert. Jülich, Opladen und das Rheinland zwischen 1815 und 1914, Goch 2016, S. 291-296 
  • Soenius, Ulrich S. (hg.): Leverkusener Wirtschaftsgeschichte, Neustadt an der Aisch 2018, S. 89-90, 112, 149, 161