EUMUCO / Eulenberg, Moenting & Co

Mangels Erweiterungsmöglichkeiten verlegten die Eigentümer um 1910 die Maschinenfabrik Eulenberg, Moenting und Co. aus (Köln-)Mülheim ins damalige Schlebusch-Manfort; im Mittelpunkt der Produktion standen Dampf- bzw. Lufthämmer.

Aufträge zur Munitionsfertigung im Ersten Weltkrieg führten zu umfangreichen Hallenneubauten, die bis heute das Werk prägen. Das um 1920 errichtete moderne Verwaltungsgebäude blieb bei der Neugestaltung der Werksfront nach Westen in den 1960er Jahren erkennbar; zur Eisenbahn hin existiert noch immer ein alter Kraftwerksgiebel mit Firmennamen.

Geschichte

Nach einem mehrjährigen Studium in England gründete Hugo Eulenberg am 1. 7. 1869 in Mülheim am Rhein ein Maschinenbauunternehmen, zunächst mit dem Partner Wilhelm Möcke, der bald darauf durch den Kölner Kaufmann Wilhelm Wintersbach abgelöst wurde. Das Unternehmen konzentrierte sich bald auf den Bau von Dampf- und (Press-)Lufthämmern auf Grundlage neuer Entwicklungen und Patente. 1894 tritt Ernst Schulte-Moenting als neuer Partner ein; aus der oHG wird eine GmbH.

Nach seinem Maschinenbaustudium in Karlsruhe wird Hermann Eulenberg, ein Sohn Hugos, ins Unternehmen aufgenommen. Neben den Schmiedehämmern und hydraulischen Presse baut das Unternehmen auch Kompressoren für Eis- und Kühlanlagen und versucht sich im Verbrennungsmotorenbau. Von A. Henckels in Solingen übernahm man das Patent für einen Dampfhammer.

Um 1910 bildete der elektrisch betriebene „Drucklufthammer als Freiformschmiedehammer“ den Verkaufsschlager der Firma und fand vor allem auch in der Bergisch-Märkischen Metallverarbeitenden Industrie guten Absatz. Bis heute sind gebrauchte Eumuco-Maschinen gesucht und vielfach weltweit im Einsatz.

Eumuco-Dampfhammer aus der Zeit um 1914. Als Schauobjekt aufgestellt im Freiglände des Industriemuseums Freudenthal / Leverkusen-Schelbusch. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Am ursprünglichen Standort an der Mülheimer Schanzenstraße von dem schnell wachsenden Carlswerk Felten & Guilleaume eingeschlossen und am Wachstum gehindert, fand man in Manfort ein geeignetes, an der Eisenbahn gelegenes neues Werksgelände. In den Jahren 1910/11 wurden dort ein Verwaltungsgebäude technische Büros und eine Werkshalle errichtet. Von den insgesamt 100.000 qm Gelände wurden zunächst 18.000 qm bebaut; die Energieversorgung erfolgte durch das RWE sowie ein eigenes Kraftwerk. Für das aus Mülheim mitgebrachte Stammpersonal entstanden Werkswohnungen.

Luftbild um 1960. Quelle: Stadtarchiv Leverkusen

Am 1. 4. 1913 löst der aus Düsseldorf stammende Ingenieur Moritz Grünthal den „erschöpften“ Hugo Eulenberg als Gesellschafter und verantwortlicher Leiter ab. Vor Kriegsausbruch 1914 verfügte das Unternehmen über 90 Arbeiter und 30 Angestellte. Mit der Umstellung auf Rüstungsproduktion im Ersten Weltkrieg nahm die Firma einen großen Aufschwung. Bei der Herstellung von Artilleriegeschossen ergab sich eine enge, umfangreiche Zusammenarbeit mit den Schlebuscher Sprengstoffherstellern. Die EUMUCO – die Telegrammadresse wurde zum offiziellen Firmennamen – musste durch weitere, schnell in Stahlfachwerk errichtete Hallen erweitert werden. Die Mitarbeiterzahl betrug zeitweise über eintausend Personen.

Nach Kriegsende konnte das Unternehmen problemlos wieder auf zivile Produktion umgestellt werden; die Arbeiterzahl betrug Ende der 1920er Jahre immer ca. 400, die Angestelltenzahl 90 Personen. In dieser Zeit soll auch das neue Verwaltungsgebäude entstanden sein.

Im Jahre 1920 übernahm Grünthal die Hydrauliksparte der Deutschen Niles-Werke, 1928 auch das insolvente Unternehmen Kalmag (ehemals Breuer & Schumacher) in Köln-Kalk.

Bereits 1922 war die Firma Eulenberg & Moenting zum Otto-Wolff-Konzern gekommen. Im gleichen Jahr wurde die bisherige Eulen-Schutzmarke durch den ikonischen „Hammermann“ ersetzt, der ein halbes Jahrhundert lang verwendet wurde.

Firmenlogo mit „Hammermann“ am Giebel des Kraftwerks. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

1925 wurde die EUMUCO an den Defries-Konzern angegliedert, dessen Leitung Moritz Grünthal übernahm. Am 1. 7. 1926 wurde das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, als deren Vorstand der Ingenieur Arthur Schneider fungierte; kaufmännischer Direktor wurde W.E. Dittmann. Im Jahre 1936 verkaufte Grünthal sein Aktienpaket an ein Bankenkonsortium, von dem es Ende 1937 der Generalkonsul Peter Herweg erwarb.

Im Zweiten Weltkrieg spielte die EUMUCO wiederum als Rüstungsunternehmen eine wichtige Rolle. Über den hier erfolgten Einsatz von Zwangsarbeiten ist wenig bekannt; überliefert ist aus dem Jahr 1941 ein Bauantrag für eine Baracke für 40 „Zivilarbeiter“. Die Werksanlagen wurden im Bombenkrieg nur gering beschädigt. Sicher auch deshalb beschlagnahmten die Besatzungstruppen das Werk für zwei Jahre für ihren Fahrzeugpark. Dabei verheizten die Briten die hölzernen Gussmodelle des Unternehmens, und auch die Schreinerei ging in Flammen auf. Eine Demontage konnte jedoch in jahrelangen Bemühungen abgewendet werden. Bei Wiederaufnahme der Produktion mussten deshalb neue Gussmodelle geschaffen werden. Beschlagnahmte Patente wurden im Ausland zurückerworben. Besondere Probleme verursachte das ehemalige britische Tochterunternehmen, dass unter gleichem Namen tätig wurde.

Eine umfassende Modernisierung des Werks umfasste Ende des 1960er Jahre unter anderem die Neugestaltung der Werksfront zur Josefstraße. Dabei wurden die Hallenfronten nördlich des großen Verwaltungsgebäudes in einer kastenförmigen Einheitsfassade zusammengefasst. Das ältere Verwaltungsgebäude im Süden wurde durch einen dreigeschossigen, horizontal gegliederten Neubau mit eigenem Eingang ersetzt.Im Jahre 1976 stieg die Familie Mews (Nürnberg/Meerbusch) als neue Eigentümer in das Unternehmen ein. 1985 wurde die Mehrheit an dem bisherigen Konkurrenten, der Maschinenfabrik J. Banning AG in Hamm, erworben. Später ging die Eumuco in der internationalen SMS-Group auf. Der Standort Leverkusen wurde Ende 2007 geschlossen. Teile der zuletzt 330 Personen umfassenden Belegschaft wurden von der neuen Muttergesellschaft SMS-Meer in Mönchengladbach übernommen. Der vor dem Leverkusener Werk als Denkmal stehenden EUMUCO-Dampfhammer wurde im November 2009 auf das Gelände des Industriemuseums Freudenthaler Sensenhammers in Schlebusch verbracht.

Das Firmengelände wurde nach 2008 aufgeteilt und an unterschiedliche Unternehmen verkauft; im nördlichen Bereich entstand die Erweiterung eines Baumarkts. Die großen Hallen werden seit 2015 durch einen privaten Eigentümer entwickelt. Derzeit werden die Hallen für Film- und Eventzwecke vermietet. 

Das Zentrum der Werksanlagen bildet einen in Ost-West-Richtung ausgerichteter Hallenkomplex zwischen der Josefstraße und der Eisenbahntrasse. Unmittelbar südlich schließt ein mit unterschiedlichen Verwaltungs- sowie Sozialbauten und Werkstätten bebautes Areal an. Zur Josefstraße hin befindet sich hier ein zweigeschossiges Bürogebäude, das das frühere Technische Büro ablöste. Darauf folgt nach Norden ein Verwaltungsgebäude, das unmittelbar vor die Hallenfront gesetzt ist. Da die Josefstraße nicht parallel dazu verläuft, hat das Bürogebäude einen verzerrt trapezförmigen Grundriss. 

Auffallendstes Element der Fabrikansicht von der Eisenbahn ist das vorgelagerte ehemalige Kraftwerk mit einer Front in Backstein mit geschwungenem Barockgiebel, auf den der Firmenname EUMUCO und die Hammermann-Silhouette aufgemalt sind. Der hohe, zugehörige Schornstein existiert leider seit langem nicht mehr.

Hinter dem ehemaligen Kraftwerk ragen die Giebel der beiden großen Hallen auf. Sie sind wie der größte Teil des Hallenkomplexes mit Stahlfachwerkwänden mit Backsteinausmauerung versehen.

Das Innere des Komplexes prägen vor allem die beiden parallelen, dreischiffigen Hallen in Stahlkonstruktion. Die Dachdeckung ruht auf gering dimensionierten Fachwerkträgern und ist seitlich in Glasbänder geöffnet.

Innenraum einer Halle mit trapezförmigen Bindern. Quelle: https://eumuco-halle.de

Auf die ab 1910 errichteten eher traditionellen Bauten wie die kleine Giebelhalle und das Technische Büro folgten im Krieg ganz neuartige, groß dimensionierte Bauten: typische, während des Ersten Weltkriegs schnell und äußerst funktional gebaute Fabrikhallen, ergänzt durch – nicht erhaltene – Holzbauten.

Das erhaltene historische Verwaltungsgebäude besitzt zwei Vollgeschosse über hohem Sockel und ein Mansarddach, dessen Ecken abgerundet sind. In der (von rechts) vierten von acht Fensterachsen mit Wandvorlagen befindet sich das Hauptportal. Neuer Verputz sowie neue, ungeteilte Fenster haben die Proportionen und die Detailgestaltung des Baus stark verändert und seine repräsentative Wirkung vermindert. Vom Eingang führt ein Foyer in das großzügig dimensionierte Treppenhaus mit Oberlicht an der Rückseite des Baus. Ein Ausgang im benachbarten Korridor geht direkt in die anschließende Produktionshalle. Im ersten Obergeschoss liegen die größeren Büro- und Sitzungsräume.

Alte Verwaltung. Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Das seinerzeit moderne Verwaltungsgebäude steht für das im Ersten Weltkrieg schnell gewachsene und sehr einträgliche Unternehmen, dass nach dem Krieg trotz Krise und Umstellung seine Gewinne unter anderem in eine neues Direktionsgebäude investieren kann.

Neue Verwaltung für EUMUCO direkt angrenzend an das Grundstück der Kirche St. Joseph.
Foto: Willy Borgfeldt, 2021

Internet

Ortsinformation:

Moosweg 2A,
51377 Leverkusen

Literatur und Quellen

  • Eumuco, 1869 – 1919: [Festschrift zum 50jähr. Bestehen der Maschinenfabrik und Eisengießerei Eulenberg, Moenting & Co in Schlebusch-Manfort]
  • Eumuco Aktiengesellschaft für Maschinenbau Schlebusch-Manfort bei Köln am Rhein: 1869-1929. Zur 60. Wiederkehr des Gründungstages am 1. Juli / 60 Jahre Eumuco 1869-1929
  • 90 Jahre Eumuco 1869-1959
  • 100 Jahre Eumuco Aktiengesellschaft für Maschinenbau: 1869-1969
  • Eumuco, in: Blätter zur Stadtgeschichte, II. Jg., 1969, S. 79-80
  • Soenius, Ulrich S. (hg.): Leverkusener Wirtschaftsgeschichte, Neustadt an der Aisch 2018, S. 107-108, 138-139, 149, 164, 178, 220
  • Stadt Leverkusen, Stadtarchiv, Hausakten Josefstraße 10